X
    Kategorien: Magazin

Michi’s Urban Gardening in Wien – Teil 1

 

Urban Gardening

Urban Gardening beschreibt ganz allgemein die Nutzung städtischer Grün- und Ackerflächen für den Anbau von Lebensmitteln. Ich will mich hier auf die Variante des Anbaus auf dezidiert dafür vorgesehenen und mietbaren Flächen konzentrieren – in Abgrenzung zu anderen Formen wie privaten Anlagen wie zum Beispiel Kleingärten oder auch dem “Guerilla Gardening”, dem oft illegalen Anbau auf öffentlichen Flächen wie etwa Parks oder Grünstreifen.

Durch die stetig wachsenden urbanen Lebensräume und die gleichzeitig steigende Nachfrage nach nachhaltig produzierten Produkten erlebt diese Form des Anbaus in den letzten Jahren einen massiven Aufschwung. Dabei reicht die Palette vom Hochbeet im Gemeindebau-Innenhof bis zu Feldparzellen zur Selbstversorgung.

Die Motivation dahinter ist so vielfältig wie das Angebot, doch einige Beweggründe sind immer wieder zu hören:

  • Freude an selbst angebauten Lebensmitteln
  • Nachhaltige und lokale Produktion
  • Wissen wollen wo die Produkte herkommen
  • Bewussterer Konsum
  • Vielfalt in Abgrenzung zum immer gleichen Angebot im Supermarkt
  • Umweltschutz durch biologischen Anbau, Vermeidung von Transportwegen etc.
  • Ablenkung vom stressigen Alltag
  • Kindern den Umgang mit Lebensmitteln beibringen
  • Soziale Kontakte mit Gleichgesinnten

Hinterlasse uns gerne ein Kommentar unter diesem Artikel und erzähl uns, warum du Urban Gardening betreibst oder gerne betreiben würdest 🙂

Über mich

Als typischer (und überzeugter) Stadtmensch hatte ich nie ein großes Bedürfnis, mich landwirtschaftlich zu betätigen. Obst und Gemüse gab es schließlich billig und schnell im Supermarkt um die Ecke. Und selbst wenn, hätte es vor 10 Jahren zumindest in Wien noch um einiges weniger Möglichkeiten gegeben dieses auszuleben. Außer natürlich man gehört zu den glücklichen Menschen, die einen großen Garten ihr Eigen nennen dürfen. Selbst am Balkon angebaute Himbeeren und Marillen waren in dieser Zeit das höchste der Gefühle, aber im Rückblick vielleicht schon mein Einstieg ins Urban Gardening.

Erst mit meinem Umzug über die Donau in den zumindest teilweise ländlicheren Teil von Wien (vulgo “Transdanubien”) ergaben sich mehr Möglichkeiten und auch mein Interesse stieg. 2015 stieß ich eher zufällig auf einen Bio-Bauern, der in meiner Nähe ein Feld für ein Selbsternte-Projekt anbot und so machte ich meine ersten richtigen Erfahrungen mit Urban Gardening in Form einer Bio-Selbsternte-Parzelle am Rande von Wien. Auch in den nächsten Jahren blieb ich dem Projekt treu und konnte viel dazu lernen.

Nach einer einjährigen Nachwuchs-bedingten Pause geht es heuer weiter und ich möchte euch erstmals im Rahmen von URfair an meinen Urban Gardening-Erfahrungen in Wien teilhaben lassen.

Das Projekt

Zu den Hard Facts des Urban Gardening-Projekts meiner Wahl:

  • Anbieter: Biohof Radl
  • Lage: wechselnd wegen Fruchtfolge, aktuell Ecke Süßenbrunner Straße/Oberfeldgasse, 1220 Wien
  • Parzellengröße: ~40m²
  • Kosten: einmalig 180€ für die ganze Saison (April/Mai bis Anfang November) inklusive Aussaat (siehe unten)

Weitere wichtige Informationen:

  • Automatische Bewässerung nach Bedarf zwischen 6 Uhr und 9 Uhr morgens
  • Feld eingezäunt und versperrt, aber 24/7 verfügbar
  • Infrastruktur:
    • Basisausstattung Gartengeräte zum Ausborgen
    • Wassertanks für zusätzliche Bewässerung
    • Toilette
  • Auf etwa 3/4 des Feldes werden Samen ausgesät, diese müssen aber natürlich nicht genutzt werden
    Aussaat heuer:
    • Erbsen
    • Mangold
    • Rote Rüben
    • Petersilie
    • Radieschen
    • Dill
    • Karotten
    • Kopfsalat
    • Endiviensalat
    • Zwiebeln
    • Pastinaken
    • Kraut
    • Kohlrabi
    • Fisolen
    • Kukuruz
  • Für Gemüse das erst später ausgepflanzt werden kann, können Jungpflanzen bestellt werden, die dann beim Feld übergeben werden
  • Es dürfen nur Biopflanzen angebaut, Dünger überhaupt nicht verwendet werden (ist aber auch nicht nötig)
  • Mehrjährige Nutzung nicht möglich, da wie erwähnt wegen Fruchtfolge der Standort jedes Jahr wechselt
  • Keine Hunde erlaubt

Gedanken & Tipps

  • Meiner Meinung nach ist Urban Gardening nicht zur Selbstversorgung geeignet, das ist aber auch nicht wirklich die Idee dahinter (siehe oben). Man kann aber zum Beispiel bei dem von mir gewählten Anbieter durchaus auch mehrere Parzellen nebeneinander mieten und bei manchen “Nachbarn” hatte ich schon den Eindruck, dass sie das zumindest semi-professionell betreiben 😉
  • Es wird sich finanziell eher nicht auszahlen, zumindest nicht wenn man ansonsten im Supermarkt einkauft. Dafür ist Gemüse, selbst in Bio-Qualität, zu günstig. Aber auch das sollte ohnehin eher nicht im Vordergrund stehen. Viel mehr empfehle ich Urban Gardening als Ausgleich zum ansonsten stressigen Stadtleben. Für mich, der sich schwer tut einfach abzuschalten und nichts zu tun, gibt es tatsächlich nichts Entspannenderes und geradezu Meditatives als stundenlange Feldarbeit 😀
  • Informiert euch wie die Parzellen- oder Beetauswahl abläuft! Beim Biohof Radl wird etwa nach Datum der Überweisung vergeben. So hat man also einen kleinen Vorteil wenn man sich schnell entscheidet und so früh wie möglich einzahlt. Auch wenn die Unterschiede zwischen den Parzellen eher marginal sind und sich meistens auf die Entfernung zu Ausgang, Wasserstelle, Unkraut-Sammelplatz usw. beschränken
  • Falls schon vorgesät wurde, entfernt Pflanzen die ihr nicht braucht. Es mag am Anfang wehtun, aber jede/r hat unterschiedliche Vorlieben und es ist doch schade, den begrenzten Platz für etwas zu verschwenden das ihr ohnehin nicht esst (looking at you, Petersilie…)
  • Schaut regelmäßig vorbei. Einmal pro Woche reicht meiner Meinung nach durchaus. Aber vor allem wenn die Bewässerung automatisch erfolgt und der Standort vielleicht nicht am Weg liegt ist die Versuchung groß, einmal eine Woche auszulassen. Das Unkraut wird sich freuen 😉

Links zu Urban Gardening in Wien

Kennst du noch einen interessanten Link oder ein Projekt das wir unbedingt vorstellen sollten? Hinterlasse uns einfach ein Kommentar unter diesem Beitrag 🙂

Ich werde euch in unserem Magazin in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen über meinen Selbstversuch zu Urban Gardening in Wien auf dem Laufenden halten – bis bald!

Autor: Michael Schestag, URFair-Gründer

4 Kommentare

  1. ” …looking at you, Petersilie…”
    Da bin ich ganz bei Dir, Michi! Petersilie brauch ich auch nicht! ?

    Antworten
    • Haha, schade sonst hättest was bekommen 😉
      Es waren heuer 6 Meter, NIEMAND braucht so viel von dem Zeug… ?

      Antworten
  2. Sehr informativer Artikel Michi. 🙂 Hab was dazu gelernt.

    Antworten
    • Danke, das freut mich! 🙂

      Antworten

Einen Kommentar abschicken Antworten abbrechen

Ähnliche Beiträge

Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet am 26.12.23 19:38

Wir verwenden Cookies, um dir die bestmögliche Erfahrung mit dem URFair-Shop bieten zu können.